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Freitag 26.August.: ...Manchmal frage ich mich, woher ich immer so viel Glück habe…

Für heute hatte ich das Ticket nach Monte Video gebucht. Wirklich Lust hatte ich eigentlich nicht, da ich Rosa noch immer nicht erreicht hatte, nach ca 4 Versuchen aus unterschiedlichen „Locutorien“ (Telefonstationen). So fuhr ich also mit der Fähre um 9 Uhr los durch das trostlos braune Wasser über den Fluss (das ist nicht das Meer, auch wenn’s so aussieht) und das Wasser wurde und wurde nicht besser. In Colonia (in Uruguay) angekommen ging’s mit dem Bus weiter nach Montevideo, alles mit der Reisegesellschaft „Buquebus“. Angekommen im Busterminal hatte ich KEINE Ahnung wo ich hingehen musste. In meiner Jacke hatte ich bloss die 2 zerknitterten Zettel von der Adresse, die mir Rosa vor Jahren mal auf ein Zettelchen gekritzelt hat und auf dem anderen irgendeine Telefonnummer, die scheinbar zu Rosa gehört. Da stand ich nun, hatte keine Ahnung, was hier was kostet, gegessen hatte ich noch nichts, Geld hatte ich Dollar und Argentinische Pesos dabei. Also ging ich erst mal zum Touristen-Büro um eine Karte zu holen und danach zur Geldwechselstation. 1 sFr = etwas mehr als 20 uruguayanische Pesos. Da bekam ich also etwas mehr als 2000 Pesos in die Hand gedrückt und verliess den Busbahnhof. Oben angekommen überlegte ich nicht viel, sah eine Ecke gut abgesichert mit einem Gitterzaun und einem grossen Stein dahinter, auf dem ich schnell meinen Rucksack ablegte um das Geld in Portmonnaie, Rucksack und Jacke aufzuteilen. Da flattern mir Münzen, Dollarnoten, argentinsche Pesos und uruguayanische Pesos dureinander – jeder noch so Blinde hätte mich als Tourist entlarvt. Da kommt doch eine alte Lady um die Ecke und beginnt mich vollzulabern. Ich versuche sie abzumimmeln und vom Geld fernzuhalten, da ich nur immer wieder „Hijo, mi hijo“ höre, was soviel wie „mein Sohn, mein Kind“ heisst. Ja, ich weiss, dass viele Leute hier Geld für ihre Kinder erbetteln, aber ich war grad sehr beschäftigt. Na gut, die Alte liess sich nicht abwimmeln, bis ich mir Zeit nahm um ihr zuzuhören. Da bemerkte ich erst, dass wir direkt vor einer katholischen Kirche standen und sie dem göttlichen Rat von wegen „Nächstenliebe“ zu folgen versuchte und mir in einer Aufregung zu erklären versuchte, wie gefährlich es sei gerade hier so schutzlos Geld zu sortieren und dass ihr grad kürzlich die Handtasche aus der Hand gerissen wurde und wenn mich jemand sähe, das sei gefährlich etc. Als sie mich fragt, wo ich hin will, konnte ich ihr dies beim besten Willen nicht sagen. Da zeigte ich ihr die Adresse, mit den Worten, dass ich nicht wisse, ob Rosa noch da wohne, und auch nicht, ob sie noch lebe, da wir schon über 2 Jahre keinen Kontakt mehr hatten. So lächelte die Señora mich an und meint, sie nehme mich mit. Oh Gott, ist ja herzzerreissend, aber die Beste kann schon kaum noch laufen, hoffentlich kann sie denn besser Autofahren… Na gut, erst mal begleitete ich sie in die Kirche, damit sie gedenken konnte (und ich meine Aufräumarbeiten beenden) und dann ging’s über Stein und Strassen. Dani in einem fremden Land mit einer alten, kaum noch gehfähigen Frau mit nettem Lächeln an der Hand führend, … wer hilft da wem?... :) Na gut, sie hat mir viel Suchen und Busfahren erspart. Sie fuhr dann übrigens noch einiges schlechter als sie lief… Ich dankte weiss ich wem als wir dann vor Rosa‘s Haus ankamen… Das ist die Nette, „Nelly“ heisst sie, das Auto wurde mehrmals abgewürgt, armes Ding…

{besps}senora{/besps}

Zwei-Drei-Mal geklingelt, doch keine Rosa zu Hause. Etwas Herzklopfen hatte ich schon. Bei ca 5 anderen „Nachbarn“ geklingelt, aber keiner antwortete. Die ersten 3 Leute, die aus dem Haus kamen, kannten Rosa nicht und schlossen auch feinsäuberlich die Haustür wieder, damit ich jah nicht eintreten konnte, sehr misstrauisch. Na gut, steht da ein Ausländer (ich) vor dem Hauseingang, der erstens nach jedem 2. Wort stockt und dann den Namen „Rosa Puonzo“ zich mal falsch sagt, wieder nachschaut und dann doch nicht weiss, ob sie überhaubt noch da lebt (ein Name war nämlich nicht vorhanden) – so Einen hätte ich auch nicht reingelassen. So fragte ich halt einen netten jungen Herrn (der auf seine Geliebte wartete – welch Verschwendung:)), ob es hier ein Einwohneramt gäbe. Der hat keine Ahnung, will mir aber helfen und liest sich die Adresse und Telefonnummer nochmals durch und beginnt Zahlen zu streichen und neue zu schreiben?!? Das Zahlensystem hat sich scheinbar geändert. Na gut, da ruf ich halt nochmal vom Handy aus an. Da nimmt doch tatsächlich die kleine Rosa ab, ganz durcheinander, ähh, französisch, ähh, spanisch, ähh, wer ist Dani?!? Ich gleich angesteckt, verstehe nur jedes 2. Wort, schlechte Verbindung, keine Ahnung, ob das Guthaben gleich aufgebraucht ist, reiche das Telefon dem jungen Mann hin, der ganz überrascht mit Rosa telefoniert und sich versucht zu erklären, was natürlich nicht möglich war, da er mich ja nicht kannte. Schlussendlich dann endlich die neue Adresse und der Rest lief dann ganz flott…

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… Zu Hause waren Rosa und ihr Enkel. Normalerweise genug Platz für einen Übernächtler, zur Zeit jedoch gar nicht, da die halbe Familie bei ihr wohnt, da sie sich Sorgen um Rosa machen, da die Gute doch im letzten Jahr 2 Herzinfarkte hatte. Rosa das Organisationstalent ruft kurzerhand die Neffin an, die den Kleinen für eine Nacht nehmen, die Tochter schläft kurzerhand bei einer Freundin, und die andere Neffin wird gleich eingeladen um mit uns auswärts essen zu gehen – einfach toll. Und alles wieder mal NUR wegen mir… Ich musste mich weder um Essen, noch um einen Schlafplatz noch um die Ortsunsicherheiten kümmern. Ich kann nur zufrieden sein, was für ein Glück ich habe, so tolle Leute zu kennen.

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Dienstag: 2. August

Mal wieder ein Lebenszeichen! Einen Monat lebe ich jetzt bereits in Buenos Aires und der Alltag ist eingekehrt. Zu erzählen gibt's nicht viel Neues, ausser, dass in unserer WG zusätzlich eine Französin (Pauline) eingezogen ist und ich mich strickte weigere, mit ihr französisch zu sprechen ;o) Caro bekommt heute Zuwachs von ihrer Kollegin (Timna) ebenfalls aus Österreich.

Ich verbringe die meiste Zeit mit Lernen oder in der Stadt damit, ein Kaffee nach dem anderen auszuprobieren, und von denen gibt's hier noch mehrere hundert mehr als beispielsweise in Einsiedeln - genau das Richtige für eine Kaffeetante wie mich ;o)

Ein "Entrada" (Vorspeise - bspw irgend ein Käseauflauf), ein "Plato Principal" (Hauptgang - bspw feine Spaghetti), ein "Postre" (Dessert - bspw ein Stück Torte, hauptsächlich sacke-süss), ein "Bebida" (Getränk - ohne Alkohol) und ein "cafe" (keine entsprechende Übersetzung gefunden:) kostet insgesamt so ca 40 Pesos = etwas weniger als 10 sFr.

Eine Postkarte und die dazugehörige Marke kosten zusammen ca 14 Pesos... So, jetzt wisst ihr, weshalb noch KEINER eine Karte gekriegt hat, weil das kleine Dani erst dick und fett werden will, bevor er das Geld für Karten ausgibt ;o)